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Gastvorträge: Die entfesselte spätmoderne Steigerungsgesellschaft und der Wandel der modernen Gesundheitsversorgung

Nach dem erfolgreichen Start der ‚Soziologischen Gastvorträge‘ im Wintersemester 2012/13 folgen in den nächsten Wochen zwei weitere Abende zu hochaktuellen Themen der gegenwärtigen öffentlichen Diskussion in dieser Reihe: Am 10. Juni spricht Hartmut Rosa (Jena) über ‚Zeitdiagnose und Gesellschaftskritik als Kernaufgaben der Sozialwissenschaft‘, am 26. Juni der Gesundheitssoziologe Cornelius Schubert (Siegen/Augsburg) über den Wandel der modernen Gesundheitsversorgung. Zu beiden Vorträgen laden Prof. Dr. Reiner Keller (Soziologie) und Prof. Dr. Marcus Llanque (Politikwissenschaft) alle Interessierten herzlich ein.

Halb kapitolinische Gans, halb Eule der Minerva. Zeitdiagnose und Gesellschaftskritik als Kernaufgaben der Sozialwissenschaft …
… unter diesem Titel wird der Soziologe Prof. Dr. Hartmut Rosa von der Universität Jena, der einem größeren Publikum durch seine breit wahrgenommene Kritik unserer modernen Beschleunigungsverhältnisse bekannt geworden ist, in seinem Vortrag am 10. Juni ausloten, was Soziologie und Politikwissenschaft für die Gesellschaft leisten können, was dementsprechend die Gesellschaft von Sozialwissenschaftlern erwarten darf.

Als Antwort zeichnet sich ab, dass die Sozialwissenschaften rückblickend zwar Entwicklungen ziemlich genau ‚auf den Punkt bringen‘ können (Eule der Minerva), dass sie aber als ‚Frühwarnsystem‘ für Fehlentwicklungen (kapitolinische Gans) verbesserungsbedürftig sind und dass sie als ‚Labor für eine bessere Gesellschaft‘ gegenwärtig nahezu vollständig versagen.

Im letzten Teil seines Vortrags wird Rosa dann entsprechend dieser dreifachen Aufgabenstellung die Zeitdiagnose einer entfesselten spätmodernen Steigerungsgesellschaft vorstellen, ihre Probleme und Gefahren identifizieren und die Möglichkeit von Alternativen diskutieren.

Technisch vermittelt und sozial verteilt. Soziologische Perspektiven auf den Wandel der modernen Gesundheitsversorgung …
… steht als Titel über dem Vortrag von Dr. Cornelius Schubert von der Universität Siegen, der derzeit die Augsburger Professur für Gesundheitssoziologie vertritt. Schuberts Thema ist uns allen in der einen oder anderen Weise alltäglich gegenwärtig, auch wenn wir nur selten darüber nachdenken: Der Wandel der modernen Gesundheitsversorgung wird in den aktuellen öffentlichen Debatten meist mit großen Vokabeln versehen: Medikalisierung, Ökonomisierung und Bürokratisierung scheinen als große Trends den gesellschaftlichen Umgang mit Krankheit und Gesundheit zu bestimmen.

Schubert wirft einen Blick hinter die Kulissen dieses Wandels und zeigt, wie sich das Gesundheitssystem auf der Mikroebene der alltäglichen Krankenbehandlung entlang oder auch entgegen der großen Trends verändert. Denn die Frage einer modernen und ausdifferenzierten Krankenbehandlung bringt gleichzeitig die Frage nach der Integration der einzelnen Behandlungsschritte mit sich. Ein Blick auf die medizinische Praxis offenbart die Komplexität und Variabilität moderner Behandlungsverläufe, die trotz der großen Trends notwendigerweise erhalten bleibt.

In diesem Spannungsfeld beleuchtet der Vortrag insbesondere Prozesse zunehmender Technisierung und Vernetzung im Gesundheitswesen, die sich mit einem soziologischen Blick auf ihre Risiken und Nebenwirkungen hin untersuchen lassen.
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Termine:

• Montag, 10. Juni 2013, 19.15 Uhr
Prof. Dr. Hartmut Rosa (Universität Jena):
Halb kapitolinische Gans, halb Eule der Minerva. Zeitdiagnose und Gesellschaftskritik als Kernaufgaben der Sozialwissenschaft

• Mittwoch, 26. Juni 2013, 18.00 Uhr
Dr. Cornelius Schubert (Universität Siegen, derzeit Vertretungsprofessur für Gesundheitssoziologie an der Universität Augsburg):
Technisch vermittelt und sozial verteilt. Soziologische Perspektiven auf den Wandel der modernen Gesundheitsversorgung

Beide Vorträge finden im Hörsaal IV des großen Hörsaalzentrums (Gebäude C, Universitätsstraße 10, 86159 Augsburg) statt. der Eintritt ist frei.