Fachschaft SoWiSo,  Studiengang Sozialwissenschaften

Stellungnahme zur aktuellen Studiensituation

Stellungnahme der Fachschaft Sozialwissenschaften, der Fachschaft Erziehungswissenschaft und des Studierendenrats der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät zu den aktuellen Zuständen an der Universität Augsburg

 

Der von der Fachschaft Lehramt in der vergangenen Woche geäußerten Kritik an den Studienbedinungen, die derzeit an der Universität Augsburg herrschen, stimmen wir, der Studierendenrat der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät, die Fachschaft Sozialwissenschaften sowie die Fachschaft Erziehungswissenschaft, vollends zu. An der gesamten Fakultät, vor allem im Bachelor-Studiengang Sozialwissenschaften, sind die Missstände, wenn auch in etwas anderen Ausprägungen, mit denen im Lehramt vergleichbar. Überfüllte Seminare, die angespannte Raumsituation, sowie zu geringe Kapazitäten in Sprachkursen und Nebenfächern und zahlreiche weitere Probleme bestimmen auch hier den Alltag unserer Studierenden. Für uns stellt das eine nicht hinnehmbare Situation dar, die einer dringenden Verbesserung bedarf. Durch die zunehmenden Studierendenzahlen wird die Problematik noch verschärft. So hat sich beispielsweise die Zahl der Erstsemester im Studiengang B.A. Sozialwissenschaften von knapp 150 auf mehr als 300 erhöht. Daher teilen wir
die Forderung der Fachschaft Lehramt an die Universitätspräsidentin Frau Prof. Dr. Doering-Manteuffel, von beschönigenden Aussagen zur Studiensituation abzusehen.

 

Die oben genannten Zustände verursachen jedoch nicht nur bei Studierenden, sondern auch bei den Lehrenden Probleme. Um für diese enorme Zahl an Studierenden überhaupt einen normalen Studienablauf zu ermöglichen, wird aufgrund der geringen Mittel auf Lehraufträge zurückgegriffen. Inhaber_innen von Lehraufträgen sind für die Durchführung eines damit verbundenen Kurses oder Seminars beauftragt und erhalten dafür eine pauschale, äußerst geringe Vergütung. Ein Lehrauftrag stellt somit ein Beschäftungsverhältnis dar, dass sich mit dem Adjektiv „prekär“ gar nicht mehr beschreiben lässt. Menschen werden mangels Alternativen dazu gezwungen, in diese Beschäftigungsverhältnisse einzutreten, nur um einen Fuß im wissenschaftlichen Betrieb zu behalten.

Die jahrelange chronische Unterfinanzierung von Lehre und Forschung an den Universitäten tut ihr Übriges. Eine fatale Auswirkung dieses Umstandes ist, dass junge, engagierte Wissenschaftler_innen unter äußerst prekären Bedingungen arbeiten müssen. Oft nur auf kurze Zeit befristete Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter_innen sind der Normalfall statt eine Ausnahme. Halbe Stellen mit dem Workload einer Vollzeitstelle sind ebenfalls keine Seltenheit. Das damit verbundene Auskommen von Nachwuchswissenschaftler_innen reicht kaum zum Leben und lässt keine langfristige Zukunftsplanung zu.

 

Bezeichnend dabei ist, dass in den vergangenen Jahren eher Stellenkürzungen vorgenommen wurden, anstatt dass neue Stellen geschaffen wurden. Dies ist nicht zuletzt eine Folge der geringen finanziellen Ausstattung der Universitäten.
Diese Probleme, die wir in der Lehre sehen, führen dazu, dass sich die ohnehin bestehenden Probleme weiter verschärfen und somit die Studierbarkeit – nicht nur – des B.A. Sozialwissenschaften akut gefährdet ist. Diese Situation fällt nicht nur zu Lasten der Studierenden aus, sondern wird vor allem auch auf dem Rücken der Lehrenden ausgetragen, die sich ihrerseits bemühen, die Lehre überhaupt am Laufen zu halten.

 

Steigende Studierendenzahlen sind nicht zuletzt ein Zeichen dafür, dass ein Studium an der Universität Augsburg trotz aller Probleme erstrebenswert ist. Ein vielfältiges Angebot an Studiengängen macht Augsburg zu einen attraktiven Standort. Diese Attraktivität sehen wir allerdings bedroht. Wir, der Studierendenrat der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät, die Fachschaft Sozialwissenschaften sowie die Fachschaft Erziehungswissenschaft, fordern daher die bayerische Staatsregierung auf, endlich eine ausreichende Finanzierung für die Universitäten und für das wissenschaftliche Personal bereitzustellen. Das Hochschulgesetz ist derart anzupassen, dass sich die Situation in Studium bzw. Lehre wieder entspannt und damit dem akademischen Mittelbau und auch den an einer postgradualen Tätigkeit interessierten Studierenden eine Perspektive geboten wird.

 

Frau Prof. Dr. Doering-Manteuffel, gerade in ihrer Funktion als Präsidentin der bayerischen Universitäten, fordern wir auf, diese Forderungen konsequent gegenüber der Staatsregierung zu vertreten und somit tatsächlich gute Studienbedingungen zu erwirken.